„Das Leben hört nicht auf und der Tod ist ein finsteres Spiel von Illusionen. Unsere Schicksale entscheiden sich nicht in dem Moment, in dem wir die Augen des Körpers schließen. Man muss im eigenen Drama oder in der eigenen Komödie segeln, bis man alle Wege der spirituellen Entwicklung durchlaufen hat, und erst dann wird man die Gewässer des göttlichen Ozeans finden.
Ein Dasein ist eine Tat. Ein Körper, ein Gewand. Ein Jahrhundert, ein Tag. Und der Tod ist der erneuernde Hauch.
Aber ich werde nicht unter der Vorstellung von Ewigkeit leiden. Es ist immer Zeit für einen Neuanfang. Jetzt ist die göttliche Stimme, die im Heiligtum meiner Seele spricht, voller Vergebung und Liebe.“
André Luiz – Nosso Lar
Eine der Besonderheiten unserer Existenz ist, dass wir spirituelle Wesen in einem physischen Körper sind, der den Beschränkungen der materiellen Realität unterworfen ist. Das bedeutet, wir müssen atmen, essen und schlafen. Unser Körper hat Bedürfnisse, die wir erfüllen müssen, und unser Wohlbefinden ist in hohem Maße von unserem Körper abhängig. Im positiven Sinn ist das Leben in der physischen Realität ein wundervolles Geschenk und eine einzigartige Erfahrung, die es sonst nirgendwo in dieser Form gibt. Mögen unsere Seelen schon sehr alt sein und viele Erfahrungen gemacht haben, so ist doch der Geschmack einer reifen Erdbeere ein Erlebnis, das sie nur hier machen können. Ein Sonnenuntergang an einem warmen Tag am Meer, auf einem schneebedeckten Gipfel stehen und in die Weite schauen, der Duft einer Frau, der Wind in den Haaren, der Rausch der Geschwindigkeit, ein reifer Pfirsich, ein Kuss, zwei ineinander verschlungene Liebende …
Dieser Körper ist ein wesentlicher Teil unserer Erfahrung hier, in dieser Inkarnation. Der Körper ist der Tempel der Seele und so dürfen wir ihn auch behandeln. Der Körper will bewegt werden, er will getanzt werden, er will all die wundervollen Dingen sehen, fühlen, hören und begreifen. All das können wir nur hier und nur mit unserem Körper erleben. Wird unsere Seele einst in die unendlichen Weiten der Existenz heimkehren, so können wir die Erdbeere nicht mitnehmen, aber wohl die Erfahrung, sie gekostet zu haben.
Während viele Menschen auf dieser Welt die spirituelle Ebene ihrer Existenz noch nicht für sich entdeckt haben, ist es jedoch auch umgekehrt so, dass viele Menschen auf dem spirituellen Weg ihre körperliche Ebene ignorieren. Sie erachten sie vielleicht für unwichtig oder unspirituell. Doch es ist wichtig, eine Balance, eine Harmonie zwischen den zwei Welten zu finden. Es ist doch das Besondere an der menschlichen Schöpfung, dass der Mensch in beiden Welten zu Hause ist; er ist das Bindeglied zwischen der geistigen und der materiellen Welt.
„Erschaffene Welt – erschaffende Welt. Zwischen beiden – die Kluft. Gib acht! Du selbst bist die Brücke.“
Der Mensch verbindet die beiden Welten, fähig, sich in beiden zu bewegen. Und so gilt es für ihn, nicht die eine oder andere Welt zu leugnen, sondern durch sein DASEIN die beiden zu verbinden.