Was bedeutet Vertrauen? Wenn wir dieses Wort benutzen, missachten wir oft seine wirkliche Bedeutung. Wir sagen vielleicht: „Ich kann dir nicht vertrauen.“ Oder „Warum vertraust du mir nicht?“ Doch dann setzen wir das Vertrauen immer in Bezug zu jemand anderem. Und hier liegt der Schlüssel. Denn wenn wir sagen „Ich vertraue dir nicht“, dann meinen wir eigentlich, ich will dich kontrollieren, ich will eine Gewissheit und die kann ich von dir nicht bekommen. Das ist nicht Vertrauen, das ist Kontrolle. Vertrauen ist etwas völlig anderes. Unsere Aussage besteht aus zwei Teilen: zunächst aus der Aussage „Ich vertraue nicht“ und dann setzen wir das in Verbindung mit jemand anderem. Wir projizieren also unser fehlendes Vertrauen auf eine andere Person, Institution, auf die Gesellschaft oder gleich die ganze Welt. Dabei sind einfach nur wir es, die der Welt nicht vertrauen können oder wollen.
Um zu vertrauen, müssen wir zuallererst uns selbst vertrauen – und das fällt den meisten schwer. Weil sie sich selbst schon so oft belogen haben, weil sie sich selbst nicht treu geblieben sind, weil sie ihre Träume und Visionen verraten oder verkauft haben. Erst wenn wir anfangen, der Stimme unseres Herzen zu folgen, können wir anfangen, uns wieder zu vertrauen. Erst wenn wir aufhören, uns für Geld, Anerkennung oder Liebe zu verkaufen, fangen wir an, uns zu vertrauen.
Wenn wir noch etwas tiefer schauen, basiert jede Form von Vertrauen auf das Vertrauen gegenüber dem Fluss des Lebens oder dem Leben selbst. Wenn wir annehmen, dass das Leben es gut mit uns meint und dass alles, was passiert, immer zu unserem Besten ist, auch wenn wir das oft in bestimmten Situationen nicht sofort erkennen können, dann kann Vertrauen entstehen. Dieser Weg ist vielleicht nicht immer einfach, aber er lohnt sich. Denn was passiert, wenn wir nicht vertrauen? Was ist das Gegenteil davon? Es ist die Angst. Und wenn wir in Angst leben, dann wird uns alles feindlich erscheinen, alles ist gegen uns, alles scheint bedrohlich zu sein. Dann wollen wir immer die Gewissheit haben, dass uns nichts passiert, dass sich nichts verändert, dass wir alles kontrollieren können.
Doch das Leben ist Veränderung, Stillstand existiert nicht und das werden wir niemals kontrollieren können. Je stärker wir versuchen, etwas zu kontrollieren, desto mehr wird es uns entgleiten und desto mehr Angst entsteht in uns. Lassen wir dagegen unsere Bemühungen los, das Leben kontrollieren zu wollen und vertrauen auf den Fluss des Lebens, indem wir unsere Angst umarmen und mit ihr zusammen uns von jedem neuen Tag überraschen lassen, so kommen auch wir wieder in den Fluss. Vertrauen ist etwas Wundervolles. Und man kann es lernen, Tag für Tag, Schritt für Schritt.
Sehr schöner Artikel!